Spezi 2023 i
Vorgeschichte
2020 fiel sie Corona zum Opfer, 2021 ebenfalls, 2022 gab es sie auch nicht -
irgendwie hatte es nicht sollen sein, SPEZI #25 in Germersheim,
die Messe die 18 mal stattfinden musste, bevor ich sie für mich/uns entdeckte.
Was mich 2014 zum ersten Besuch bewog?
Ich vermag es nicht mehr mit Geweissheit zu sagen - vermutlich die Aussicht,
Dorothee Kretzmar und Kurt Beutler, dem Radnomadenpärchen, das zehn Jahre lang durch die Welt tourte,
vor der Leinwand einmal live zu erleben.
Schon die Ankunft am Freitagabend auf dem Campingplatz in Lingenfeld war ein Erlebnis.
Ich reiste mit meinem roten Flitzer an, einem sportlichen, zweisitzigen Cabriolet. Oder sagt man Roadster? Egal.
Was auf der Zeltwiese stand, erschien mir nicht minder cool. Liegeräder.
In einer Anzahl, wie ich sie bis dato nicht kannte.
Dazu einige vollverkleidete Vehikel.
Für mich bis dahin fahrbare Zigarren.
Wenig später war ich ein Quäntchen schlauer.
Man nennt sie Velomobil.
Okay – war das geklärt und musste ich mich nicht länger als absolutes Greenhorn outen.
Man ist ja lernfähig.
Als ich begann, meine betuchte Behausung zu errichten, fiellen Tropfen vom Himmel.
Unverzüglich stand einer der Piloten der seltsamen Fahrzeuge neben mir.
Ob er mir behilflich sein könne.
Er konnte.
Wenig später war das Zelt aufgebaut und ich unter den Spezialradlern aufgenommen,
obwohl bis dahin „lediglich“ ein ganz normaler Trekking Biker mit gerade mal dreijähriger Reiseerfahrung.
Mag aber sein, dass noch frische Erlebnisse einer Tour zum Mittelmeer über das Nordkap mich „speziell“ genug machen – keine Ahnung, letztendlich auch unerheblich.
Am Samstagmorgen dann zunächst ein kleines Geduldspiel.
Schlangestehen für das bunte Armbändchen, um Zugang zu den „heiligen Hallen“ zu erhalten.
Die Welt, die sie offenbarten?
Spannend.
Auf dem Stand eines Ausstellers stand ein Gefährt, mit dem sich eine Britin in das Guiness Buch der Rekorde strampelte.
Auf grobstolligen, wadendicken Reifen, einem Mesh-Sitz und einem martialisch anmutenden Gepäckträger im Nacken durchquerte sie die Antarktis.
Unglaublich.
Ansonsten allerlei Varianten straßentauglicherer Pendants, fahrende Stepper, Lastenräder, Aufrechträder mit Kurbeln am Lenker – kurzum: alles, was den Rahmen des Normalen sprengte.
Jedenfalls für mich, dem SPEZI-Neuling.
Nach einer ersten Runde vorbei an Messeständen dann der Weg Richtung Vortragssaal.
Zu dem Zeitpunkt noch im Untergeschoss der Halle 3 gelegen.
Am Vormittag lauschte ich dort zunächst den Worten eines Tüftlers.
Er konstruierte Anhänger, um sein Equipment zum Windsurfen, Segelboote oder einen Katamarn aus der Nähe Münchens zum Ammersee zu transportieren,
beziehungsweise ersann Tretantriebe, um mit dem Kajak oder einem Amphibienfahrzeug vom Wind unabhängig auf dem Wasser seine Runden drehen zu können.
Wo war ich hier gelandet?
Bislang war ich es der schräg angeschaut wurde, wenn ich mit einem Flossenantrieb in meinem knatschgelben Sit-on-top Kajak pedalierend im sonnigen Süden in See stach.
Nachmittags waren die Weltenbummler an der Reihe.
Der Saal platzte aus allen Nähten.
Die Leute saßen auf dem Boden, lauschten eine knappe Stunde lang gebannt, spätestens beim Applaus lässt sich die Luft schneiden.
Im Anschluss stellt sich ein Engländer in das Rampenlicht.
Sein enthusiastischer Appell: say yes more – sage häufiger Ja.
Unterwerfe dich nicht deinen Bedenken, lebe deine Träume.
Sein selbst gesteckte Ziel: 25 Projekte, sich über wenigstens 1000 Meilen mehr oder weniger aus eigener Kraft fortzubewegen.
Eine Tour mit dem Skateboard einmal quer durch England setzte dem Leben als Couch-Potatoe ein Ende.
Das temperamentvolle Plädoyer begeistert mich dermaßen, dass ich es am nächsten Tag erneut genoss, doch auch weniger flammende Reden waren unterhaltsam:
Die Reise von jemanden, der mittels Sonnenenergie den Heimatplaneten auf vier Rädern erkundete,
Vater und Tochter, die abwechselnd vorlesend Bilder einer Norwegen-Tour kommentierten oder
der Liegeradler, der von seinen Abenteuern auf zwei Rädern durch Island berichtete.
Ließ ich mich nicht im Geiste in die Ferne entführen, bummelte an den Ständen der Aussteller vorbei,
drehte meine Runden auf dem Testparcours auf einigen der exotischen Vehikel
oder verquatschte mich mit anderen Messebesuchern.
Als die Tore der Veranstaltung schlossen stand für mich fest:
meine erste SPEZI soll nicht meine letzte gewesen sein.
Bereits ein Jahr später war ich wieder dabei.
Erneut reiste ich am Freitag an, erneut mit dem Auto, erneut schlug ich in Lingenfeld mein Zelt auf.
Kleinigkeiten jedoch waren anders.
Ute wollte sich nicht entgehen lassen, wovon ich ihr vorschwärmte.
Als wir uns am Sonntag wieder auf den Heimweg machten ist sie ebenso angefixt wie ich.
Wie schon im Vorjahr vereinnahmte uns die SPEZI bereits auf dem Campingplatz.
Wir kamen mit einem Holländer ins Gespräch, der mit dem Velomobil auf die Wiese rumpelte.
Er habe gerade noch eine Runde gedreht.
Wir hakten nach.
140 Kilometer.
Ungläubiges Staunen.
Auf unseren Reisen zwei Tagesetappen.
Wann er startete? Vor knapp vier Stunden.
Noch mehr respektvolles Stirn runzeln.
Am Abend darauf hatten wir ihn oder jemand anderen mit einem gleichartigen Gefährt auf der Landstraße vor uns.
Eine Weile überholten wir nicht, bewunderten stattdessen ehrfürchtig, was die Tachonadel anzeigte.
40 Stundenkilometer. Wahnsinn. Für uns eine andere Liga.
Faszinierend jedoch ebenso, was die Messe bot.
War das vorbei Schlendern an den Ständen der Aussteller eine Sache, so war es eine andere,
sich auf Fahrzeuge zu setzen, die wir im Alltag eher selten zu Gesicht bekamen.
Hinzu das ganze Drumherum: Neben der Halle 3 stand auf der zwanzigsten SPEZI die Spaßfraktion.
Ambitionierte Schrauber mit Humor stellten Interessierten ihre Konstruktionen für eine Proberunde zur Verfügung.
Ein Laufräder mit Gummistiefeln? Ungewöhnlich, aber für so gut wie jeden wie beherrschbar.
Ein Rad, bei dem man rückwärts kurbeln muss, um vorwärts zu kommen?
Manch einer stellte es mit einem Knoten im Kopf wieder zurück.
Ein Drahtesel mit lenkbarem Hinterrad?
Das Vehikel, vor dem ich kapituliere.
Vorträge? Natürlich. Auch wieder.
Fortan jedoch im „Amphitheater“, einem Hörsaal der Uni.
Man saß bequemer, die Luft war besser.
Am Samstag Abend schließlich noch ein Konzert in einer Kneipe.
Ein dunkelhäutiger Singer/Songwriter gab sein Repertoire zum Besten.
Welch ein Wochenende …
Kaum zurück aus Germersheim war für den Erlös des roten Flitzers ein neues Fahrzeug gekauft.
Wie könnte es anders sein – ein Liegedreirad.
Bis es erstmals zur SPEZI rollte vergingen drei Jahre.
Eine Zeit, in der sich ein zweites, gebrauchtes, hinzu gesellte.
Ute war mittlerweile ebenfalls infiziert.
Das wir auch in der Zwischenzeit die SPEZI besuchten? Selbstredend.
Die Veranstaltung mutiert zum Familientreff. Der Kreis derer, die wir kannten, wurde größer und größer.
2019 schließlich abermals eine Anreise aus eigener Kraft. Die Premiere dabei:
ich durfte den Vortragssaal aus anderer Perspektive kennen lernen, erhielt die Gelegenheit,
die Erlebnisse einer Wintertour von Köln nach Barcelona vor interessiertem Publikum Revue passieren zu lassen.
Als ich fertig war kam unter anderem die Frage auf, ob schon eine neue Radreise geplant sei.
Es war mir ein Vergnügen antworten zu können, dass Germersheim quasi ein erstes Etappenziel einer solchen Unternehmung sei.
Gemeinsam mit Ute sollte es über den Bodensee sowie entlang der Donau an das Schwarze Meer gehen.
Kaum war das Pult mit der Technik dem nächsten Referenten überlassen, kam eine Dame auf mich zu.
Wenn wir in Konstanz einträfen mögen wir uns gerne bei ihr melden.
Ein festes Dach über dem Kopf, ein Bett und eine warme Dusche stünden uns zur Verfügung.
Dankend nahmen wir das Angebot an, keine zwei Wochen später verbrachten wir ein paar schöne, gemeinsame Stunden.
Was sollte man dazu sagen? SPEZI? Super!
Das letzte Wochenende im April blieb fest im Kalender reserviert. Bis Corona die Welt auf den Kopf stellte.
2023 dann ein neues Lebenszeichen.
Die SPEZI wird wieder stattfinden - unter neuen Verantwortlichkeiten, an neuem Ort.
Lauchringen - im Süden der Republik, auch am Rhein, aber halt von Köln aus mehr als doppelt so weit entfernt wie Germersheim.
Egal.
Wir geben der Wiedergeburt eine Chance und machen uns auf den Weg.
Wie die ersten Male, mit dem Auto. Anders als die ersten Male: einem Auto, in dem wir schlafen wollen.
Unser Einstieg in eine gleichfalls neue Welt. Vanlife. Nun ja, very basic, aber es soll ja auch nur Mittel zum Zweck sein.
Und weil Lauchringen für uns so weit entfernt ist wollen wir die Gelegenheit nutzen,
den Weg dorthin und wieder zurück zum Erlebnis zu machen.
Zu einem Erlebnis, das wir ein wenig in die Länge ziehen wollen.
Was daraus wird?
Weiterlesen!
Reisetagebuch
Die nachfolgenden Einträge entstanden während der Reise.
Passt ein Satzende nicht zum Anfang,
hat sich ein falsches Wort eingeschlichen
oder fehlen Buchstaben, Punkte oder Kommas
oder sind diese in die falsche Reihenfolge geraten,
so mag es nach den Kilometern des Tages,
an Konzentration sowie Zeit und Muße für eine Korrekturlesung gemangelt haben und ich bitte um Nachsicht.
Wer Fehler findet, der mag sie behalten oder mir diese gerne mitteilen.
Ansonsten freue ich mich auch und gerade unterwegs über Mitleidsbekundungen, Durchhalteparolen, Tipps und Empfehlungen,
was ich mir auf keinen Fall entgehen lassen darf,
oder Anekdoten aus dem eigenen Leben, selbst wenn sie nichts mit dieser Tour zu tun haben.
Sollte während einer Tour die tägliche Berichterstattung mal auf sich warten lassen
– fehlende Kommunikationsinfrastruktur, leere Akkus oder Begegnungen mit netten Mitmenschen mögen die Ursache sein.
Nun aber: viel Spaß bei der Lektüre. Sollten beim Lesen Fragen aufkommen - fragen!
Ausrüstung
Ein Caddy, zwei i:SY Rider, Navi, Handys, Luftmatartzen, Schlafsäcke, Campingkocher, Klappstuhl, Anziehsachen, Schuhe, in denen man auch ein paar Schritte laufen kann, Zahnbürste, Kreditkarte - was man so mitnimmt und noch ein paar Sachen mehr.
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Die verlinkten Seiten empfand ich im Zuge der Reisevorbereitung als informativ, lesens- und empfehlenswert.
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so bin ich für einen entsprechenden Hinweis dankbar.
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