auf den Spuren von Ute & Dirk Prüter

Reben und Rüben Runde

… in Bildern

Wildcampen bei Grünstadt
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… in Worten

Zwei Wochen ist es gerade her, dass Ute und ich die Spezi, die seit 1996 alljährlich am letzten April Wochenende stattfindende Messe für Spezialräder in Germersheim, besuchten. Den Mittwoch vor Christi-Himmelfahrt rücken wir erneut an – diesmal mit den Rädern im Kofferraum des Golfs. Konventionellen Rädern, für aufrechte Fahrweise. Das Liegedreirad muss erst noch gebaut werden und benötigt noch drei Wochen, bis es in Empfang genommen werden sollte. Die verfügbaren Zweiräder sind nicht ganz einfach im Wagen unterzubringen, die Vorderräder müssen ab, aber Dank Schnellverschlüssen ist das ja keine große Angelegenheit. Die Sättel kommen auch noch runter, der schwierigere Teil der Aktion besteht jedoch darin, die verbleibenden und weiterhin sperrigen Teile so durch die Heckklappe zu verfrachten, das weder das Auto noch die Velos Schaden nehmen. Mit der zu fahrenden Strecke verhält es sich unproblematischer. Sie ist noch wohl bekannt, auch wenn wir die letzten Kilometer bereits bei Worms von der Autobahn abbiegen und mit Bockenheim an der Weinstrasse einen anderen Ort ansteuern als den Campingplatz bei Lingenfeld – der ist erst für den nächsten Tag unser Ziel. Trotz bevor stehendem Feiertag gelingt die Anfahrt ohne Stau, nur um Bonn herum ist es ein wenig zähfließender. Trotzdem, bis die Räder der Drahtesel wieder montiert sind und rollen, ist es 20:15 Uhr. Etwa eine Stunde Verspätung gegenüber der einstigen Planung.
Ganz an die Vorhersage hingegen hält sich das Wetter, das der Grund ist, der Region zwischen Pfälzer Wald und Rhein einen Besuch abzustatten. Entgegen der Prognose für andere Landesteile und entsprechend der Einschätzung Einheimischer, die wir auf der Messe häufiger vernommen haben, regnet es hier nicht so häufig. Deshalb gedeiht er ja auch so gut, der Wein, an den Hängen der deutschen Weinstraße, zwischen unserem Startort im Norden und Schweigen, unmittelbar vor der französischen Grenze, im Süden. Zwischen den beiden Orten liegen für uns zwei ausgearbeitete wie ausgeschilderte Radrouten, die in Kombination einen Rundkurs ergeben. Der „Kraut und Rüben Radweg“, mit dem wir beginnen, zieht sich von den Weinbergen über Felder und Obst- und Gemüseanbaugebiete auf überwiegend ebener Strecke ins Rheintal, während die Deutsche Weinstraße auf kürzerer Distanz aber mit mehr Höhenmetern den Startpunkt der einen Route mit dem Zielort der anderen verbindet.
Unser erstes Etappenziel liegt etwa zehn Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt. Ohne großartige Halte oder Fotostopps spulen wir unser Pensum ab, ist es unser Bestreben, das Zelt noch halbwegs im Tageslicht aufzuschlagen. Am Rande eines Feldes hinter Grünstadt sollten wir weit genug von Bahnlinie und Bundesstraße entfernt Ruhe für die Nacht finden, doch als wir eine knappe Stunde nach dem Aufbruch die Packtaschen leeren, ist von der Helligkeit des Tages nicht mehr viel übrig. Ein bisschen wehmütig sind wir an den ersten Weinstuben und Straußenwirtschaften vorbei geradelt, die sich in der Abenddämmerung gerade füllten, doch das Erreichen des Ziels erschien uns wichtiger, auch wenn das Abendbrot spartanischer ausfällt: zu Hause vorbereitete Brötchen und Eistee aus der Trinkflasche.
Der Morgen des Feiertags entschädigt uns jedoch für die Entbehrungen. Der Himmel strahlt blau, die Temperaturen sind milde, und so starten wir kurzärmelig. Landschaftlich überwiegen Felder, in den Dörfern, einige mit mittelalterlichen Bauwerken, steht viel Fachwerk, und allerorten locken Wein berankte Bögen, Gartenstühle und -tische zur Einkehr. Auch wir kommen an einem der Straßencafés nicht vorbei, vor dem bereits einige Räder geparkt sind, dessen Fahrer in der Sonne sitzend ein Frühstück oder was auch immer genießen. Schwenkt der Weg ab gen Westen, wird es leicht hügeliger, dafür bekommen wir einen Blick auf die Weinberge sowie auf diesen gelegenen Schlössern und Burgen geboten, in entgegen gesetzter Richtung sind am Horizont die Domspitzen von Speyer oder die Kühltürme des Kernkraftwerks Philippsburg auszumachen, das bereits auf der anderen Rheinseite auf unserer Reise 2011 nach Formentera auf dem Weg lag. Ansonsten bleiben die „Sehenswürdigkeiten“ überschaubar, entstammen vergangenen Tagen und zeigen, womit man sich bereits seinerzeit beschäftigte – dem Weinanbau, beziehungsweise der Verarbeitung des Traubensaftes: hier eine alte Presse, dort ein vor sich hin rostender Pflug, Fässer und dergleichen mehr.
Zum Nachmittag hin nimmt die Bewölkung zu, doch es bleibt trocken. Entlang eines Altrhein Armes erreichen wir den uns bereits bekannten Campingplatz und werden vom Platzwart mit den Worten in Empfang genommen, dass doch diesmal gar keine Spezi sei. Sieh an, ist man trotz der zahlreichen Gäste doch in Erinnerung geblieben; Sachen gibt´s …
Obwohl der Betreiber der Anlage sich in Anbetracht des langen Wochenendes nicht über mangelnde Kundschaft beklagen kann, haben wir so gut wie freie Platzwahl und wählen danach aus, dass am nächsten Tag die Morgensonne unser Zelt trocknen könnte. Auch wenn wir die Öffnungszeiten des Restaurants mit Seeblick bei einer warmen Mahlzeit noch auf der Terrasse genießen können, bis es empfindlich frisch wird, die Überlegungen hinsichtlich der Morgensonne hätten wir uns schenken können. Noch in der Nacht beginnt es zu regnen, und trocknen tut da am nächsten Morgen gar nichts von alleine. Im Gegenteil, bis zum Abbau unseres Domizils bekommt es immer wieder neues Nass von oben ab, erst danach verziehen sich die tief hängenden Wolken.
So geht es über Pfützen auf den Radwegen in den Ort, in dem bereits römische Soldaten ihr Lager in der Antike errichteten, der fortan immer wieder Garnisonen beherbergte und den wir von der Spezi her kennen. Diesmal haben wir mehr Zeit, einen Blick auf Festungsanlagen und Exerzierplätze zu werfen, sowie zu erkunden, was der hiesige Supermarkt für den reisenden Radler bereit hält. Vor dem Deutschen Straßenmuseum, in das eines der Kasernengebäude umfunktioniert wurde, treffen wir einen Gleichgesinnten mit entfernteren Zielen. Sein Rad ist schwer bepackt, er kommt aus dem französisch sprachigen Teil der Schweiz und will den Sommer in Skandinavien verbringen. Da er keine Probleme mit dem Deutschen hat, fällt die Verständigung leicht und wir erfahren, dass es sein erstes Abenteuer dieser Art ist, auf das er sich da eingelassen hat. Nun sei er auf der Suche nach gutem Kartenmaterial für Radwanderer, da er mehr sehen möchte als nur stark befahrene Straßen. Ich erzähle ihm, dass mir an der nächsten Straßenecke ein Wegweiser zu einer ADFC Geschäftsstelle aufgefallen sei, dort solle er fündig werden, sofern geöffnet ist, ansonsten solle er sich zum Fremdenverkehrsbüro durchfragen. Über das Durchfragen kommen wir darauf, dass er die Deutschen für sehr hilfsbereit hält. In Frankreich habe er andere Erfahrungen gemacht. Obwohl ohne Sprachbarrieren habe man sich ihm als Fremden gegenüber sehr zurückhaltend und distanziert verhalten, eine Einschätzung, die wir aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen gar nicht so recht teilen können. Vielleicht ist es kommunikationsförderlicher, die Landessprache nicht zu beherrschen? So kommen wir von einem Thema auf das nächste, einige Anekdoten, Erlebnisse und Tipps werden zum Besten gegeben und die Unterhaltung endet mit einer Einladung zur Übernachtung, wenn der Weg Tage später an Köln vorbei führt.
Als wir uns voneinander verabschieden, führen unsere Wege zunächst jedoch in entgegen gesetzte Richtungen. Im Flyer zum „Kraut und Rüben Radweg“, der uns auf der Spezi am Stand des ADFC in die Hände gedrückt worden war, entdeckte Ute unter den Sehenswürdigkeiten am Wegesrand einen Hinweis auf eine Straußenfarm. Der Weg dorthin führt uns durch ein größeres Waldgebiet, an dessen Ende uns ein Fahrradgeschäft auffällt. Da Ute vergaß, ihre Klettbänder einzustecken, die die Hosenbeine vor der Kette schützen, halten wir an um ein Paar neue zu erstehen. Wir stehen noch vor unseren Rädern, da kommt der Inhaber des Ladens heraus und spricht uns an. Ist zunächst unsere Tour Gegenstand des Gesprächs, kommen wir rasch auf andere Themen. Dass andere Radler, gerade Zuhause gestartet und noch keine 30 Kilometer auf dem Zähler, bei ihm Halt machten nachdem sie fest stellten, dass Kette und Zahnkranz verschlissen waren. Mit prüfendem Blick attestiert dabei der Fachmann , dass unsere Vehikel in reisetauglichem Zustand zu sein scheinen. Gut, die eigene Inspektion hatte keine erkennbaren Mängel gezeigt, Licht und Bremsen funktionierten tadellos, der Luftdruck auf den Reifen wurde gemäß Empfehlung auf vier bar gebracht, und andere Verschleißerscheinungen hätten uns bei den noch neuen Rädern überrascht; schließlich ist mein Rad noch kein halbes Jahr alt und dürfte noch keine 2000 Kilometer gelaufen sein, während es für Utes Rad der erste Ausflug ist, nachdem das vorherige geklaut wurde und die Hausratversicherung die Kosten für neuwertigen Ersatz übernahm. Ob Ute aber mit dem Sattel zufrieden sei? Der Mann versteht was von seinem Geschäft, trifft er mit seiner Frage im wahrsten Sinne des Wortes den wunden Punkt. Sieht zwar stylisch aus, das Sitzpolster, das die Hersteller mit auf den Weg gegeben haben, scheint aber unbequem. Ute wird hellhörig. Ob der Spezialist denn was geeigneteres im Repertoire habe? Wie es der Zufall will, er hat. Hat sich der kleine Plausch doch gelohnt. Utes Hintern wird „vermessen“ und ein entsprechender Sitz aus dem Regal gezogen. Kostenpunkt: 70 Euro. Wäre ich nicht selbst mit einem Modell aus gleichem Hause lange sehr zufrieden gefahren, ich hätte meine Zweifel gehabt, ob Preis und Leistung für Gelegenheitsradler wie uns im rechten Verhältnis stünden, aber da ich schon einmal meine Skrupel überwunden hatte und nicht enttäuscht wurde, schiebe ich bereitwillig die Kreditkarte über die Ladentheke und der Neuerwerb wird direkt dort mitgenommen, wo er hin gehört – auf dem Sattelrohr.
Anstatt in Bellheim wieder zurück auf den „Kraut und Rüben Radweg“ zu schwenken, mit unserer Visite in Germersheim verließen wir die offizielle Route bereits, bleiben wir den Abwegen treu und gelangen über Felder nach Rülzheim, wo man sich auf einer Farm der afrikanischen Laufvögel annimmt. In einem Freigehege entdecken wir die ersten drei Vertreter ihrer Gattung. Ein wenig fotoscheu nehmen sie reißaus vor der Linse, wohingegen es uns zu aufwändig erscheint, für den 400 Meter Rundgang vorbei an exotischen Baum- und Straucharten mit der Aussicht auf weitere Strauße Eintritt zu bezahlen. So setzen wir nach kurzem Blick in den Farmshop unsere Reise fort, ohne unsere Packtaschen mit Schinken, Salami, Wurst, Eier oder Federn voll zu stopfen.
Statt dessen stärken wir uns, wieder zurück auf der Route, auf einem Hof hinter Herxheim mit konventionellen Erzeugnissen aus der Region. Zwar ist man dort auf die Verpflegung von Massen eingestellt, doch gegen 16:30 Uhr bleibt die Küche kalt und uns bleiben nur Süßes und Herzhaftes zur Auswahl – die Angebote der Karte, die ohne weitere Erwärmung über den Tresen geschoben werden.
Haben wir uns bereits zehn Kilometer vom Rhein entfernt, so vergrößert sich der Abstand immer mehr, je weiter wir uns der Deutschen Weinstraße nähern. Noch führt der Weg über Felder, doch die Höhenzüge des Pfälzer Waldes rücken immer näher. Bei Steinfeld erreichen wir gegen 19:00 Uhr das Kakteenland, nach der Straußenfarm ein weiteres Ausflugsziel am Rande der Route. Bei diesem handelt es sich um ein Gartencenter, das sich auf die häufig genug stacheligen Gewächse des amerikanischen Kontinents spezialisiert hat. Durch den Zaun entdecken wir die unterschiedlichsten Vertreter ihrer Art, hoch gewachsene wie kleine knollige Pflanzen, dazwischen ein paar Palmen und Töpfe in unterschiedlichen Größen; ein Blick aus nächster Nähe bleibt uns hier verwehrt, weil der Laden bereits seit einer Stunde geschlossen hat.
Für das wilde Campieren in der Nachbarschaft kann ich Ute nicht gewinnen. Sie besteht auf eine ordentliche Dusche und Toilette. An einem der Hügel vor Schweigen wähle ich eine der Nummern der Gasthöfe, die in der Karte zur Tour angegeben sind. Anstatt des Preises für ein Doppelzimmer für eine Übernachtung bekomme ich heraus, dass das Haus für die vor uns liegende Nacht ausgebucht sei. Also hinein in den Ort und weiter suchen. Wir folgen den Wegweisern zu den Beherbergungsbetrieben und stellen fest, dass in den Straßen und den Lokalen reichlich Menschen unterwegs sind. Hier spielt eine Live-Band, dort ein Stimmengewirr angeregter Unterhaltungen – an dem Freitag Abend ist schwer was los. Erfolgreich endet unsere Suche an einem Restaurant, an dessen Hauswand ein „Zimmer frei“ Schild eine Unterkunft verspricht. Die Kinnlade sackt tiefer als wir erfahren, dass für die Ferienwohnung 80 Euro zu zahlen sind, doch in Anbetracht der Tatsache, dass es bereits 20:00 Uhr ist, wir noch frisch geduscht etwas warmes zu essen haben wollen und die Alternativen nicht gerade reichlich gesät zu sein scheinen, willigen wir ein. Zunächst müssen wir noch ein wenig Geduld aufbringen, die Vermieter sind noch unterwegs, dann belagern wir ein modern und stilvoll eingerichtetes Appartement mit unseren Packtaschen. Nach dem Gang ins Badezimmer folgt der zum Marktplatz, wo nicht weit entfernt der Italiener gelegen ist, der uns empfohlen wurde und der mit seinen Kochkünsten hilft, die Löcher in den Mägen zu stopfen.
Die 90 Kilometer auf der Deutschen Weinstraße verteilen wir leicht ungleichmäßig auf die verbleibenden beiden Tage des Wochenendes und dehnen die Strecke dadurch aus, dass es zunächst zwei Kilometer Richtung Süden geht. Kann doch nicht angehen, dass wir uns kurz vor der französischen Grenze befinden und das Nachbarland nicht betreten. Ein steilerer Hügel in Wissembourg hält uns dann aber doch davon ab, bis zum Centre Ville mit Kirche, Boulangerie und Office-Du-Tourisme vorzudringen und wir belassen es bei dem Blick auf elsässiche Vorgärten und Straßenschilder. Zurück im Heimatland wird bei strahlend blauem Himmel das Weintor auf den Chip der Kamera gebannt, dann geht es die Weinberge rauf und runter – irgendwo müssen schließlich die 2500 Höhenmeter des Ausflugs her kommen. Die Wege sind meist asphaltiert, in manch einer Ortschaft rumpeln die Räder auch über Kopfsteinpflaster, und so geht es über Bergzabern, Neustadt und Bad Dürkheim über Grünstadt zurück an den Ort, wo das Auto wartet. Unterwegs kommen wir gelegentlich mit Gleichgesinnten ins Gespräch. Das eine Mal ist es ein dutzend Mountainbiker, die sich aus dem Pfälzer Wald hinunter in die Weinberge verirrt, ansonsten aber das Fahren über Stock und Stein auf erdigerem Untergrund bevorzugt, andere Male Pärchen oder Gruppen, denen man Mut macht, dass es nach dem Bezwingen des aktuellen Anstiegs nur noch Berg ab weiter geht. Ansonsten liegen häufig genug die Ruinen oder restaurierten Burgen am Wegesrand, die zwei Tage zuvor aus größerer Entfernung auszumachen waren, hin und wieder sind aber auch Abschnitte dabei, die mit dem „Kraut und Rüben Radweg“ auf identischen Pfaden verlaufen und uns aus entgegen gesetzter Fahrtrichtung bereits bekannt sind.
Die Übernachtung in Rhodt kommt uns nicht ganz so teuer zu stehen wie die voran gegangene, zumal in den 60 Euro auch ein Frühstück enthalten ist. Auch hier sind die Zimmer geschmackvoll gestaltet, dass uns keine Küche zur Verfügung steht und wir statt dessen aus dem Neubaugebiet in den Ort zurück müssen, um etwas auf die Gabel zu bekommen, stört wenig, werden wir beim Essen zudem damit entschädigt, dass wir uns nett mit einem Wandererpaar am Nachbartisch unter freiem Himmel unterhalten, während eine dicke Wolkenfront auf uns zu rückt. Vom Regen bleiben wir jedoch am Samstag Abend wie auch den Sonntag über verschont. Dafür, dass auch Kunst und Kultur nicht zu kurz kommen, sorgt zum einen unsere Gastgeberin am Sonntag Morgen beim Frühstück, als sie uns von der Theateraufführung berichtet, die sie am Vorabend Dank uns fast mit Verspätung besuchte. Als Mitveranstalterin profitieren wir zudem davon, dass wir Kostproben der Appetithäppchen angeboten bekommen, die am Rande der Vorstellung keinen Abnehmer mehr fanden. In Neustadt hingegen kommen wir mit einem Maler ins Philosophieren, der vor seiner Galerie einige provokative Werke seines Schaffens zur Schau stellt; konkretes wie abstraktes enthalten sein Empfinden von Zeitgeist und Problemen der Gegenwart, und wie er uns stolz berichtet, trifft er damit den Geschmack seiner zahlenden Kundschaft. Zwar gefällt auch uns das eine oder andere Bild, doch in Anbetracht zur Verfügung stehenden Stauraums verzichten wir einmal mehr darauf, „Mitbringsel“ zu erwerben und widmen uns statt dessen hingegen dem nächsten Hügel, der mit einer knackigen Steigung nicht lange auf sich warten lässt.
Gegen 17:30 Uhr, nach insgesamt gut 20 Stunden in Bewegung, endet unsere „Reben und Rüben Runde“ dort, wo sie vier Tage zuvor begann. Das Weintor am nördlichen Ende der Weinstraße macht nicht ganz so viel her wie das Pendant weiter südlich, auch touristisch wirkt auf uns Schweigen deutlich erschlossener als Bockenheim, doch sind wir mit den 254 Kilometern, die nun hinter uns liegen, zufrieden, haben es gemütlich angehen lassen und dabei eine weitere Region kennen gelernt, die uns derartig bislang nicht bekannt war.